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Das österreichische Projekt ALLERSEELEN und die portugiesische Folkband SANGRE CAVALLUM entführen den Zuhörer auf ihrem kürzlich veröffentlichten Mini-Split-Album „Barco do Vinho“ in die uns vermutlich bisher verschlossen gebliebene Welt des Weinhandels zwischen den Örtchen Callaecia und Porto.
Zunächst einmal sollte die Gestaltung des sechsseitigen Digipacks hervorgehoben werden. Vergilbte Fotos einer fässerbeladenen Weinbarke und eines portugiesischen Winzers vermitteln nebst einem Zitat von Friedrich Hölderlin und dem abgedruckten Text des Liedes „Wein, Blut der Erde“ erste Impressionen dieser ungewöhnlichen Thematik.
ALLERSEELEN, die bereits interessante Split-Veröffentlichungen mit Ô PARADIS und BLOOD AXXIS zu verzeichnen haben, berufen sich auf „Barco do vinho“ abermals auf ihre altbewährte Looptechnik, die von GERHARDs markantem Sprechgesang und allerhand Soundschnipseln begleitet wird. Anhänger neuerer ALLERSEELEN-Platten wie „Venezia“, „Das abenteuerliche Herz“ oder „Flamme“ kommen somit voll auf ihre Kosten. A. RANGEL, ein Mitglied von SANGRE CAVALLUM, dessen heisere Stimme mich immer ein bisschen an die von A. CROWLEY erinnert, holt man direkt für den hypnotischen Opener „Ó Coração Meu“ „ins Boot.“
Schon jetzt steht fest, dass es sich bei dem anschließenden, hitverdächtigen Lied „Zauberblut“ um eine Sternstunde der Band handelt, die älteren Stücken wie „Wewelsburg“ oder „Sonne Golthi-Ade“ in nichts nachsteht. Der folgende Track “Zu Später Stunde“, zu dessen treibenden Beat sich knarrende und plätschernde Geräusche gesellen, klingt für ALLERSEELEN ungewohnt technoid. Zuguterletzt erschallt „In Vino Veritas“, ein im Gegensatz zu den vorangegangenen Stücken etwas rauer Industrial-Song, der die akustische Bootsfahrt für ALLERSEELEN enden lässt
Nun folgen die vier Liedbeiträge von SANGRE CAVALLUM. Im Gegensatz zu den Loopkonstrukten ALLERSEELENs ergänzt die portugiesische Band, die im Juni letzten Jahres ihren zweiten, voluminösen Longplayer "Patria Granitica“ veröffentlichte, die Scheibe um vier komplexe Kompositionen. Ihrem Stil sind SANGRE CAVALLUM allemal treu geblieben. Wie auf ihrem vorangegangenen Album glänzt die Band abermals durch eine Kombination aus introvertiertem Elektronikeinsatz, mittelalterlicher Folklore und portugiesischem Gesang. Lediglich an pompösem Glamour sparte die Band auf "Barco do Vinho" ein bisschen. Nichtsdestotrotz kommt auch hier wieder ein umfangreicher Fundus an Instrumenten zur Geltung. Das Lied „Wein, Blut der Erde“, von GERHARD stimmlich unterstützt, besticht vor allem durch den beschwinglichen Mandolineneinsatz. Zwischen Flötenparts, schwungvollen Gitarren, Glockenspiel und dezenten elektronischen Beats schippert das Lied „Cântaros D'Euforia“ und mündet in ein beruhigendes Wasserrauschen, aus dem sich der gemütliche, neunminütige Track „Rabello“ erhebt. Das Knarren von Holzbalken und das Gemurmel des Wassers erklingen im Zusammenspiel mit chorartigem Gesang und einer leisen Melodie, um von einem heiteren Trommelrythmus und Dudelsackklängen abgelöst zu werden. Beendet wird „Barco Do Vihno“ mit einem trunkenen „Weinwalzer“.
Mit „Barco Do Vinho“ präsentieren ALLERSEELEN und SANGRE CAVALLUM ein unterhaltsames Konzeptalbum, bei dem sowohl die gebotene Musik, als auch die optische Gestaltung absolut stimmig sind.
Gemeinschaftsprojekt der Katalanen Sangre Cavallum mit Allerseelen.
Tracks
1 Allerseelen – Ó Coração Meu
2 Allerseelen – Zauberblut
3 Allerseelen – Zu Später Stunde
4 Allerseelen – In Vino Veritas
5 Sangre Cavallum – Wein, Blut Der Erde
6 Sangre Cavallum – Cântaros D'Euforia
7 Sangre Cavallum – Rabello
8 Sangre Cavallum – Weinwalzer